PH-Wert

pH-Wert

Der pH-Wert ist ein wenig beachteter, aber sehr wichtiger Wert in der Riffaquaristik. Der optimale pH-Wert für ein Riffaquarium liegt zwischen 8,1 und 8,4 pH und das am besten so stabil wie möglich. Leider besitzen unsere Becken diese pH-Stabilität selten. Die Photosynthese der Korallen und die bakterielle Aktivität im Aquarium beeinflussen den Säurewert der begrenzten Wassermenge meist deutlich. Im Lauf einiger Monate sinkt er meist und pendelt sich in der Regel zwischen 7,6 und 8,1 pH ein. Durch die Beleuchtungsphasen ergibt sich zudem eine Tag/Nacht-Schwankung, die sich bis zu 0,5 pH-Einheiten aufschaukeln kann. Das bedeutet, dass sich innerhalb von 24 Stunden der Säuregehalt des Aquarienwassers etwa verdreifacht bzw. wieder entsprechend absinkt. Diese Schwankungen haben großen Einfluss auf Biofilme und die Nährstoffsituation im Aquarium, weil sich bei geringem pH Wert auch mehr PO₄³⁻ aus den Phosphatdepots löst. Für Korallen stellen solche Schwankungen Stress dar und hindern Sie an optimaler Farbausbildung und Wachstum.

Was ist das:

Der pH-Wert zeigt an, ob ein Wasser sauer oder basisch ist. Meerwasser hat einen leicht basischen Charakter und sollte im Aquarium einen pH-Wert von 8,0–8,3 aufweisen.

Probleme:

Ein zu tiefer oder zu hoher pH-Wert hat Einfluss auf viele biologische Prozesse im Aquarium. So lösen sich bei zu geringen Werten Depots aus Phosphaten und
Spurenelementen aus der Gesteinsdekoration, der Gegenteilige Effekt entwickelt sich bei einem zu hohen pH-Wert. Es kommt zu starken Nährstoffschwankungen, Algenwuchs, Cyanobakterien- und Dinoflagellatenbelägen. Ein stabiler pH-Wert ist daher wichtig. Im Lauf des Tages ist eine Schwankung des pH-Werts bis 0,3 normal.

Indikator-Spezies:

Die ersten Anzeichen sind eine plötzliche Steigerung der Nährstoffe, schwankende PO₄³⁻-Werte, dünne oder fehlende Wachstumsspitzen an Steinkorallen, Absterben von Kalkalgen, Weichkorallen wie Xenien ziehen sich zusammen

Zu hoher Wert:

Abschäumer kontrollieren, Becken belüften, Karbonatlösung wechseln. Beleuchtungszeiten reduzieren.

Zu geringer Wert:

Abschäumer kontrollieren, Installation Skim Breeze CO2-Adsorber, bessere Lüftung. Strömung verbessern, evtl. vorhandene Faulstellen entfernen. Nährstoffe reduzieren und KohlenstoffZugaben reduzieren. Bor- und Zinkwerte kontrollieren. Bei Nutzung von Kalkreaktoren Auslauffilter mit Kalkbruch nachschalten, um CO2 zu binden.

Sorte Wasserwert
Nutzen Säurestabilität des Wassers
Richtwert 8,3
Skill Level Grün
Quelle Salze, Zugaben
Verfügbar Balling Light Set, Skim Breeze, KH Mix Balling Salz
Wichtigkeit 1–6 6
Detektionsqualität sicher
Relationswert Alkalinität
Schwankungsbreite möglichst keine Schwankung
Maßnahmen:

Wir raten zu regelmässigen pH-Tests und entsprechenden Maßnahmen zur Vermeidung starker pH-Schwankungen:

  • Kontrolle des Abschäumers
  • für ausreichende Raumbelüftung sorgen
  • Installation Skim Breeze CO2-Filtermedium
  • Strömung verbessern
  • Nährstoffreduktion
  • Kontrolle der Bor- und Zinkwerte ggf. Ausgleich über Elementals Trace
  • Regelmäßiger Austausch des Bodengrundes
  • Wechsel des Versorgungssystems auf Balling light
  • Reduktion der Dosierung kurzkettiger Kohlenstoffquellen
  • Dosierung entsprechender Bakterienpräparate

Balling Light:

Der pH-Wert wird bei Balling Light über die Versorgung stabil gehalten. Das Balling Light System ist für einen dauerhaften Aquarienbetrieb ausgelegt. Die im Balling Light verwendeten Salzmischungen stabilisieren die Pufferkapazität des Aquariums auch bei sehr hohen Besatzdichten. Viele Korallenzuchtfarmen nutzen unser System für die professionelle Zucht von Korallen. 

Wer solche pH-Schwankungen vermeiden will, sollte sich die Stoffkreisläufe in seinem Aquarium genau anschauen und von Anfang an Maßnahmen einleiten, die das verhindern. Die Säurebindungskapazität, also vereinfach dargestellt, die Karbonathärte, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Meerwasser ist eine Base mit alkalischen Eigenschaften, puffert also Säuren. Man spricht daher auch von einem Puffersystem. Die im Meerwasser enthaltenen Salze und Carbonate puffern die Säure ab und halten den pH-Wert stabil. Bei einem geschlossenen System wie einem Aquarium, das zudem noch relativ geringes Volumen hat, wirken sich einige Einflüsse besonders stark auf den pH-Wert aus und schwächen das Puffersystem.

  1. CO2-reiche Raumluft: Aquarien stehen in geschlossenen Räumen. Hier findet sich in der Regel ein höherer CO2-Gehalt in der Luft als außerhalb von Gebäuden, oft doppelt so hoch. Durch den Abschäumer wird eine große Menge der Raumluft in das Aquarienwasser geleitet. Über den Gasaustausch gelangt das CO2 ins Wasser und bildet hier Kohlensäure. Diese Säure senkt den pH-Wert.
    Abhilfe: Die Luftansaugung des Abschäumers nach außen verlegen bzw. Nutzung eines CO2-Filters (Skim Breeze)
    Ergebnis: Bis zu 0,5 Einheiten steigender pH-Wert und Stabilisierung der pH-Schwankungen
  2. Kalkreaktor: Durch die Zugabe von COin den Reaktor wird das Wasser angesäuert, und über den Rücklauf zum Aquarium gelangt COin das Aquarienwasser.
    Abhilfe: Installation eines Nachfilters, eine mit Korallensand gefüllte Filtersäule, die das Auslaufwasser des Reaktors passieren muss, bevor es zurück in das Aquarium gelangt
    Ergebnis: Bis zu 0,3 Einheiten steigender pH-Wert und Stabilisierung der pH-Schwankungen.
  3. Biofilme und Stickstoffkreislauf: Aquarien haben im Gegensatz zu natürliche marinen Habitaten in Relation zum Wasservolumen erheblich mehr Festkörper-Oberflächen. Korallensand, Gestein, aber auch alle Glasoberflächen und technisches Zubehör werden von Biofilmen überwachsen.

Ein stabiles System mit funktionierendem Stickstoffkreislauf arbeitet pH-neutral, weil der Kohlenstoffkreislauf, der mit dem Stickstoffkreislauf gekoppelt ist, das System stabilisiert. In der modernen Aquaristik ist es aber üblich geworden, diese Bakterienfilme künstlich über Bakterien Zugaben zu erhöhen oder die Zugabe von kurzkettigen Kohlenstoffen zu nutzen, um Nährstoffkonzentrationen zu kontrollieren. Dabei werden Teile der Bakterienstämme, die Nitrat produzieren, gehemmt, während jene, die Nitrat abbauen, gefördert werden. Durch die Zugabe der Kohlenstoffe aber verändert sich der Ablauf des Stickstoffkreislaufs, die Stickstoff reduzierenden Säuren werden nicht durch die Stickstoff aufbauenden verwertet. Im Lauf der Zeit wird daher der pH-Wert im Aquarium instabil und sinkt.

Abhilfe: Vermeiden Sie das Dosieren kurzkettiger Alkohole und Zucker. Kurzfristig können diese Hilfsmittel genutzt werden und haben auch positive Effekte, doch Sie sollten diese niemals langfristig einsetzen. Das gilt auch für andere Präparate, die solche Alkohole enthalten; auch hier sollte möglichst wenig dosiert werden, sie sind kein Ersatz für eine gute Abschäumung oder regelmäßige Teilwasserwechsel. Vermeiden Sie in diesem Zusammenhang auch aufgebauschte Salze, die mit irgendwelchen ominösen Zusatzstoffen werben. Meist handelt es sich hierbei nur um Aminosäuren, Stärke, Zucker oder Vitamine, die zwar zu Beginn vermeintlich gute Ergebnisse liefern können, auf Dauer das System aber deutlich stören.

Warum ist das so?

Durch die enorm große Menge an bakteriell aktiven Oberflächen und die gesteigerte Bakterientätigkeit erhöhen wir im Aquarium die Depotwirkung, weil Bakterien Nähr- und Spurenstoffe aufnehmen und in die Biofilme einlagern. Durch die einseitige Fütterung der Bakterien werden hauptsächlich denitrifizierende Bakterien gefördert.  Zudem findest ein chemisch-physikalischer Prozess statt, bei dem sich Phosphatverbindungen auf Kalkoberflächen anlagern. Dabei werden sowohl Mikro- und Spurenelemente als auch Nährstoffe an den Oberflächen deponiert. Durch gesteigerte Bakterienaktivität und Nährstoffeintrag ins Aquarium lagert sich hier schnell große Mengen an Nährstoffen an. Wachsen die Korallen sehr kräftig, werden diese Nährstoffe schnell verbraucht, doch bei langsamem Wachstum kommt es zu Anreicherungen.

Kalkhaltige Oberflächen wie Korallensand besitzen enorm hohe Bindekapazität und nehmen es von in der Menge gebundener Nährstoffe locker mit Adsorbern auf. Der regelmäßige Austausch des Bodengrunds ist darum hilfreich bei der Nährstoffkontrolle sowie Stabilisierung des pH-Werts. Wir entwickelten bereits vor über 15 Jahren eine Methode, mit der sich die Depotwirkung im Aquarium kontrollieren lässt. Siehe hierzu HTU „Hitzetest nach Schuhmacher“.

Wachstum der Korallen und Photosynthese

Durch die Photosynthese geben Korallen, aber auch manche Bakteriengruppen, tagsüber vermehrt Sauerstoff ans Wasser ab und nehmen COauf. Hierdurch erhöht sich der pH-Wert des Wassers zum Abend hin. Während der Nacht kehrt sich dieser Prozess um, und CO2 wird an das Wasser abgegeben. Hier wirkt „Skim Breeze“ besonders stabilisierend, weil dieses COdann über den Abschäumer an die Aussenluft abgegeben wird. Dies hilft, den pH-Wert dauerhaft zu erhöhen und damit stabilere Verhältnisse im Aquarium zu schaffen. Beim Wachstum der Korallen werden ebenfalls Stoffe abgegeben, die den pH-Wert negativ beeinflussen. Daher ist vor allem in Aquarien mit starkem Korallenwuchs ausreichende Pufferung des Wassers wichtig.

Tipp:

Die Ausscheidungen der Fische sind das beste Korallenfutter. Fische atmen Stickstoff als Ammonium ab, und diese Quelle nutzen Korallen gern, weil sie diese Stickstoffform direkt verwerten können. Die sonstigen Ausscheidungen der Fische werden ebenfalls genutzt. Gute Fütterung der Fische ist daher sehr wichtig, will mal optimales Korallenwachstum erreichen und damit eine Nährstoffregulierung haben. Wichtig hierbei sind Futtermittel der neuen Generation (echte Softgranulate mit sehr hohem Gehalt an Proteinen und Fetten, sofern diese vornehmlich aus ungesättigten Fettsäuren stammen. Es ist ebenfalls sehr wichtig, dass Sie Futtermittel nutzen, die aus Vollfisch und/oder Garnelen gefertigt wurden. Soja oder sonstige Austauschstoffe sind weniger geeignet, denn sie reichern das Aquarienwasser schnell mit Nährstoffen an und hemmen das Korallenwachstum.

Zusammengefasst unterstützt ein guter Nährstoffumsatz durch die Korallen die Stabilität des Stickstoffkreislaufs und damit auch dem Kohlenstoffkreislauf, der den pH-Wert während der Stickstoffumwandlung stabil hält.